VERLAG NEUWIESE

Die Keltenzeit reicht von 800 v.Chr. bis 15 v.Chr. und umfaßt definitionsgemäß die Hallstattzeit  und die Latènezeit, benannt nach den ersten Fundplätzen Hallstatt in Österreich und La Tene in der Schweiz.  Wie auch schon vorher entstanden in diesen Zeiten enstanden in Mitteleuropa weitere große stadtähnliche Anlagen, meist auf ein hochaufragendes Bergplateau gebaut, immer eingefaßt von einer mächtigen Trockenstein-Mauer. Gaius Julius  Caesar nennt eine solche Anlage in seinem Bericht über seinen gallischen Krieg ein 'oppidum'. In einem Oppidum befanden sich in der Regel ein Herrschersitz, ein Heiligtum und Handwerkerstätten. Es sind aber auch landwirtschaftliche Betriebe nachgeweisen worden, wobei die Mehrzahl der Bauern, die die Einwohner mit Lebensmitteln zu versorgen hatten, um das Oppidum herum angesiedelt waren.  Das Heiligtum wurde auch häufig -wenn es die Gegebenheiten zuließen- auf einem benachbarten Berg angelegt. Eine solche Situation finden wir z.B. am Staffelberg in Franken, an der Dornburg im Westerwald.  Weltliche und geistliche Macht begegnete sich auf Augenhöhe. Viele dieser Tempelberge überdauerten die Christianisierung als 'Michaelsberge' oder als einfache Wallfahrtsorte. 

Oppida-Kulturen konnten sich nur duch die Herausbildung von gesellschaftlichen Struktuen mit stark ausgeprägten Hierarchien in Verbindung mit einer arbeitsteiligen Wirtschaftsform entwickeln. Diese Arbeitsteilung ging zeitweise so weit, daß sich Wissenschaften entfalten konnte. Die Himmelsscheibe von Nebra ist ein beredtes Zeugnis einer solchen Entwicklung aus einer noch früheren Zeit.

Die Lage eines Oppidums zeichnet  sich durch 4 wesentliche Merkmale aus:

1. es befindet sich auf  einem Bergplateau (abgesehen von wenigen Ausnahmen)            2. mit guten Ackerböden in der Umgebung (vulkanische Erde,Löß)                                3. mit guter Rohstoffversorgung (Eisenerze, Salz,Ton,Blei) und                                        4. einer guten Infrastruktur mit Transportwegen zu Wasser (Flüsse) und zu                    Lande (Wegenetz), denn die produzierten und begehrten Waren wurden weiträumig gehandelt.

Wer einmal einen solchen Platz besucht hat, der wird die Atmosphäre dieser ''Herr''schersitze nie vergessen: Die Herren waren dem Himmel so nah und hatten einen ''herr'' lichen Blick auf die Umgebung.

Die Kelten waren nicht nur großartige Handwerker, die mit Holz und Eisen umgehen konnten wie die Weltmeister, um daraus Fachwerkhäuser, Fahrzeuge, Werkzeuge und Waffen herzustellen. Und sogar Prunkwagen, die ''BMW's'' der Eisenzeit. Sie konnten auch mit Geld umgehen, denn sie hatten ein Münzwesen. Damit konnten sie  Reichtümer aufhäufen und exquisiten Gold- und Silberschmuck,  Bronzekannen, Tafelgeschirr, Prunkwaffen und allerlei Preziosen mehr bei exzellenten Kunsthandwerkern in Auftrag geben oder zu importieren, um sich selbst und ihre Frauen damit zu schmücken. Die Reichen waren sogar so reich, daß sie diese Reichtümer am Ende ihres  Lebens mit in ihre Gräber nehmen konnten. Das ist unser Glück, denn diese Grabbeigaben erzählen uns heute die Geschichte der Kelten.

Da Caesar  Germanien nicht kennengelernt hat, konnte er nicht berichten, daß es auch dort viele Oppida gegeben hat. Die keltische Kultur war nicht nur über Frankreich, sondern über ganz Mitteleuropa verbreitet. Erst nach und nach, nachdem immer mehr dieser Oppida auch auf schweizerischem, luxemburgischem,  österreichischem, deutschem, tschechischem und ungarischem  Boden ausgegraben werden konnten, hat sich diese Erkenntnis verbreitet.

Eine schöne Übersicht über größere  Oppida ab 15 ha der Hallstatt- und Latène-Zeit  in Mitteleuropa gibt das EU-Projekt oppida.org.

Überall in Germanien, wo es Berge gibt, gab es auch Oppida, in Hessen, in der Region  SaarLorLux, in Rheinland Pfalz, in Bayern, in Nordrhein-Westfalen und in Thüringen und in Sachsen.

In Gallien, dem heutigen Frankreich, folgte auf die  Keltenzeit die Römerzeit. Die Ablösung der Zeiten geschah in etwa zur gleichen Zeit, nämlich im 1. Jahrhundert vor Christus. Während die blutigen Ereignisse dieser Übergangszeit in Gallien bei Caesar gut beschrieben sind, ist über die Ereignisse in Germanien wenig bekannt. Wir können nur ahnen, was sich dort abgespielt hat oder es aus den archäologischen Befunden ableiten. Denn freiwillig haben auch die Kelten in Germanien ihre Herrschersitze nicht geräumt. Aber sie haben sie geräumt, das ist aus den archäologischen Befunden eindeutig abzulesen. Die Germanen haben diese Plätze zunächst aber verschmäht, sie siedelten mit ihren Haustieren lieber unten im Tal.

Am Ende der Übergangszeit waren aus den Kelten in Gallien, den Galliern, Gallo-Römer geworden und aus den Kelten in Germanien wurden Kelto-Germanen. Denn abgelöst  wurde nur die Kultur.  Die Menschen lebten natürlich weiter und vermischten sich fröhlich untereinander. Und wenn sie nicht gestorben sind....

Familiennamen keltischen Ursprungs finden sich jedenfalls noch reichlich im heutigen Deutschland, z.B die Namen mit einem -ich am Ende. Das x am Ende von Asterix ist ja ein griechisches chi, das als ch gesprochen wird.  Aus den Asterix, Vercingetorix, Ambiorix etc. wurden im Deutschen daher die Firmenich, Gessenich, Eppenich, Ammerich, Roderich und Alarich, Namen, die  vornehmlich im Westen Deutschlands vorkommen. In der Eifel wimmelt es nur so von Namen mit der Endung -ich.